Soeben haben unsere neuen Kurse gestartet. In diesem Zusammenhang werde ich gern immer wieder mal gefragt „Ist das nicht langweilig ? Immer wieder von vorne anzufangen…immer wieder neue Schüler, die bei 0 km starten…“ ?

Nein, das ist es nicht ! Ganz und gar nicht. Im Gegenteil ! Neue Schüler heißt immer auch neue Menschen, neue Geschichten und immer wieder teilhaben dürfen. Begleiter sein auf dem Weg zu Stolz und Selbstbewusstsein, teilhaben dürfen an den vielen großen und kleinen Glücksmomenten auf dem Weg ein Läufer zu werden. Was habe ich im Laufe der Jahre nicht schon alles gesehen, erlebt, gehört… Jeder einzelne ist dort, wo er steht, irgendwie hingekommen. Die Lebenswege sind verschlungen und in der Regel hat unsere Klientel viel darüber zu erzählen. Sehr vieles davon berührt tief und macht immer wieder klar: nichts ist so wie es scheint. So groß und stark wir alle uns im Alltag präsentieren müssen, so klein und schwach kann man werden, wenn man beim Laufen innerlich runterfährt, sich selbst entgegenläuft, die Füsse einfach nur laufen und die Gedanken fließen. Rückblickend bleibt es teilweise unbegreiflich, was ich alles erarbeitet und abgearbeitet habe mit meinen Leuten, von denen doch eine Menge mehr geworden sind als Schüler, die kamen und gingen.

Als ich damit begann Menschen an den Laufsport heranzuführen, tat ich das ausschließlich im Einzeltraining und schnell wurde dabei klar „Laufen ist die beste Therapie“ und als Lauftrainer ist man dann eben nicht nur Sportler sondern auch oft auch eine Art Therapeut. Es kann sein, dass ich häufig nur Zuhörer war aber sehr, sehr oft habe ich auch Geschehnisse gemeinsam mit meinen Laufschülern abgearbeitet. Ich bin stolz darauf zu wissen, dass manch einer durch das Laufen für sich einen neuen Lebensweg hat finden können, heute glücklicher, zufriedener, gesünder oder alles zusammen ist.

Aber bei all dem ist nicht zu vergessen, dass wir ja nicht ausschließlich Anfänger trainieren. Es sind doch auch einige, die zwar als Anfänger mit uns starteten, inzwischen aber echt gute und routinierte Läufer sind. Unsere „eigene Gewächse“ sozusagen. Alles Menschen, die uns einst ihre eigene Geschichte brachten, die irgendwann mal „ich kann nicht laufen und nach 500 m brauche ich ein Sauerstoffzelt“ sagten. Was bin ich so stolz wenn ich sehe wie „aufgeräumt“ sie heute sind, welches Herz sie für den Laufsport entwickelt haben, wie sie kämpfen mit dem Ehrgeiz für größere Distanzen und schnellere Zeiten, wie aus 500 m heute 21 km geworden sind und auch dann das Sauerstoffzelt eingepackt bleiben kann !

Nein, langweilig wird das nie… Ich habe einfach den schönsten Beruf der Welt !